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„[...] und wie frei kann er sein!“ Zu Joseph Joachims interpretatorischer Freiheit (und Treue)

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Abstract

 

Bei einer Fülle von historischen Quellen – musikalischen wie textlichen, intentionalen und Überresten, Momentaufnahmen wie auch Ego-Dokumenten – lässt sich die interpretatorische Freiheit einer vielseitigen Künstlerpersönlichkeit wie des Komponisten, Interpreten und Hochschullehrers Joseph Joachim schwer zum Zweck deren Erforschung eingrenzen. Joachims breites Repertoire als Interpret umfasste sowohl Werke seiner Zeitgenossen als auch Kompositionen der zu jener Zeit wieder ins musikalische Interesse gerückten ‚Klassiker’. Bekannt sind nicht nur Joachims zahlreiche Auftritte als Solist, sondern auch seine vielfältigen Kammermusikaufführungen, die mehrfach im Zentrum ausführlicher Konzertbesprechungen standen und als Vergleichsmaßstab herangezogen wurden. Spuren seiner Lehrtätigkeit und interpretatorischen Auffassung im Allgemeinen fin- den sich mehrfach in Erzählungen seiner Schülerinnen und Schüler dokumentiert. Dieser Vortrag zieht zum einen schriftliche, der Forschung teilweise unbekannte Aussagen aus Joseph Joachims Korrespondenz heran, die Einblicke in seine Haltung gegenüber interpretatorischer Freiheit ermöglichen. Ein Aspekt, den Joachim dort wiederholt anriss, betrifft die damals sehr verbreiteten ‚instruktiven Ausgaben‘, in denen interpretatorische Zusätze des jeweiligen Editors enthalten sind. Als Korrelat dazu werden zum anderen schriftliche Aussagen aus seinem Umfeld berücksichtigt, die Joachim als Interpreten skizzieren. Zahlreiche in der deutschsprachigen Presse erschienene Aufführungskritiken von Rezensenten unterschiedlicher Couleur bieten zu- letzt weitere Möglichkeiten, das vermittelte bzw. wahrgenommene (öffentliche) Bild des Interpreten zu erkunden.

 

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Biografie 

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Vasiliki Papadopoulou ist Mitarbeiterin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an der Wiener Arbeitsstelle der Johannes Brahms Gesamtausgabe. Sie studierte Violine, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte in Köln/Wuppertal, Zürich und Wien. Ihre Dissertation zur Editions- und Aufführungsgeschichte von J. S. Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo erhielt den österreichischen Staatspreis Award of Excellence 2015. Sie ist derzeit Mitglied der Jungen Akademie Mainz der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und Lehrbeauftragte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

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